top of page

6. Cister-Symposium
22.-25. September 2013

Bericht von Andreas Wetzel

 

Um es vorweg zu sagen: Es war ein großartiges Wochenende !

 

Wir wurden am Freitag abend mit einem Glas Sekt von Doris Eckhardt begrüßt und auf das Symposium eingestimmt. Zum Auftakt referierte Dr. Josef Focht vom Institut für Musikwissenschaft der Uni München über die Entwicklung, Terminologie und Systematik der barocken und modernen Cister.

​

Was mir davon hauptsächlich in Erinnerung geblieben ist, war die Feststellung, dass die Cister, anders als bei den Geigen, Bratschen, Celli etc. nie eine instrumentenbauliche Standardisierung erfahren hat. Das bedeutet, wenn ich das richtig verstanden habe, dass es keine fixen Merkmale gibt, die man unbedingt einhalten muss, um eine Cister zu bauen. Auch beim Klang ist eine große Bandbreite möglich und erwünscht (im Gegensatz zum Geigenbau, bei der die Geigen so gebaut werden, dass sie möglichst an das Original-Ideal der Geigen aus Cremona anschließen).

​

Die an den Vortrag anschließenden Fragen zeigten, dass das Thema auf großes Interesse stieß. Es wäre klasse, wenn dieser Vortrag bald in gedruckter Form oder online veröffentlicht werden würde und für alle nachlesbar wäre.

 

Nach dem Vortrag ging es zum Musikanten-Dinner. Für diejenigen, die Verpflegung im Hotel gebucht hatten, gab es Thüringer Spezialitäten vom Buffet. Den „Externen“ gelang es nach einiger Wartezeit, à la Carte zu bestellen. Beim Essen wurden alte Bekanntschaften vertieft und neue geschlossen.

​

Anschließend ging es quasi nahtlos mit der Waldzither-Session des Musikantenstammtisches weiter. Jürgen Claus stimmte ein paar Volkslieder an und es entwickelte sich ein reges Musizieren und Singen.

Neben den diversen Waldzithern waren auch Nicos Banjo und Joachims Geige zu hören. Alles in allem: in gelungener Einstieg in das musikalische Wochenende!

 

Am Samstagvormittag gab es folgende Workshops: „Neue Freiheit für die rechte Hand“, angeboten von Tim Liebert, „Neue Griffvarianten für die Waldzither“ von Joachim Rosenbrück und „Banjo-Picking für Waldzither“ von Nico Schneider.

 

In Tims Workshop wurde eine Spieltechnik vorgestellt, bei der die Bass-Saiten mit dem Daumen, ähnlich wie beim Slappen mit auf dem E-Bass angespielt werden und die Melodie-Saiten mit der Oberseite des Nagels am Mittelfinger einzeln angespielt werden. Eine Spielweise, welche ziemliche Übung mit Hilfe eines Metronoms bedarf, wenn sie aber mal funktioniert, eine sehr reizvolle Wirkung hat, wie wir an Tims Spiel sehen konnten.

​

Bei den Griffvarianten von Joachim wurde das Transponieren in andere Tonarten vorgestellt und Griffvarianten, über das ganze Griffbrett verteilt, vermittelt. Ein hochinteressantes Thema für die schon etwas fortgeschritteneren Waldzither-Spieler.

​

Das Banjo-Picking von Nico vermittelte Einblicke ins Zupfen und machte Lust auf eine Spielweise die man üblicherweise vom Bluegrass kennt. Zupfmuster wie Forward-Roll und Backward-Roll, Forward-Reverse und Mixed-Roll wurden anhand von Arbeitsblättern und Songbeispielen vermittelt. Ein Klasse Workshop, der Appetit auf mehr machte.

​

Nach dem Samstagnachmittag zogen wir vom Hotel Suhl um ins CCS = Congress Centrum Suhl, welches schräg gegenüber am gleichen Platz liegt. Hier wurden uns ab 14 Uhr von Sebastian und David die Geschichte und Entwicklung der Schweizer Halszithern nähergebracht. Eine Instrumentenart, die eng verwandt mit der Waldzither ist. Anhand der mitgebrachten Instrumente, Fotos und Soundbeispielen war das eine sehr informative Präsentation die unseren Horizont erweitert hat.

 

Danach referierte Reinhard Renz von der Lenzner Saitenmanufaktur aus Erlbach über die Herstellung und Anwendung von Musiksaiten. Ein überaus informativer Vortrag, wenngleich sich der Schlafmangel der Nacht zuvor und die etwas monotone Vortragsweise negativ auf die Aufmerksamkeit auswirkten. Deutlich wurde mir, dass die Saitenherstellung eine Wissenschaft für sich ist und es viel Erfahrung und Wissen benötigt, um Saiten für das jeweilige Instrument zu entwickeln und zu fertigen. Insbesondere die gezeigten Videos über die Saitenherstellung machten jedem klar, dass hier sehr viel Handarbeit mit Liebe zum Detail vorhanden ist.

 

Ab 16 Uhr konnten wir dann zum Soundcheck für unser traditionelles Samstagabend-Konzert. Im großen Saal „Simson“ wartete bereits der Tontechniker mit seinem Equipment. Parallel dazu konnte man schon die Präsentation und Verkaufsstände der Cisternbauern aus Deutschland und der Schweiz besuchen, welche ab 19 Uhr auch für die Öffentlichkeit zugänglich waren. Es waren sowohl neue, als auch historische Cistern zu sehen. Insbesondere die Ausstellung der Böhm-Waldzither-Sammlung und die historischen Waldzithern aus Suhl waren, neben den aktuellen Modellen der Instrumentenbauer, meine Highlights.

 

Das Konzert am Samstagabend verlief in einer sehr harmonischen Atmosphäre. Es wurde bis ca. 23 Uhr musiziert. Dabei erlebten wir die Vielfalt der Waldzither-Musik. Über diesen Abend könnte man problemlos mehrere Seiten schreiben, aber man sollte so etwas selbst erleben und ich lade deshalb alle ein, in 2 Jahren selbst dabei zu sein.

 

Am Sonntagvormittag fanden wieder im Hotel Thüringen Workshops statt: Martina Rosenberger machte einen Einsteigerkurs „Liedbegleitung ohne Noten“. Jean-Pierre van den Boom vermittelte uns die Mandolinenspiel-technik (Tremolieren). Stefan Schmidt gab uns Einblicke ins Bottleneck-Spiel.

​

Die Zeit verging wie im Flug. Um 11:30 Uhr trafen wir uns nochmals alle zu einer Nachbesprechung. Dabei stellten wir fest, dass am ersten Tag auch ein Workshop für Anfänger sein sollte. Ansonsten waren es durchweg positive Rückmeldungen und am Konzept für das nächste Treffen braucht man kaum etwas ändern.

​

Erfreulich war auch insbesondere der von Horst Schäfer geäußerte Wunsch, einen Waldzither-Verein zu gründen. Dieser Vorschlag wurde, auch im Hinblick auf die finanziellen Förderungsmöglichkeiten, sehr begrüßt. Nun liegt es an den Waldzither-Freunden vor Ort in und um Suhl, eine Satzung zu erstellen und den Verein auch formal aus der Taufe zu heben. Ich werde dort in jedem Fall Mitglied werden.

 

Nach dem Abschlußgruppenfoto, welches bei schönstem Wetter draussen gemacht werden konnte, war das Treffen offiziell beendet. Wie gesagt, ein rundum gelungenes musikalisches Wochenende. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung in 2 Jahren.

​​

​

​Weitere Presseberichte zum Symposium und Verein 

Gewa-Waldzither mit Malerei
bottom of page