
Begriff
Seit dem Mittelalter versteht man unter einer Zither eine Kastenhalslaute mit unterständig befestigten Metallsaiten, variablem Steg, Griffbrett mit festen Bünden, einseitig unter dem Griffbrett liegendem Hals und Wirbelkasten mit Flankenwirbeln.
Bis etwa zum Beginn des 15. Jahrhunderts lautete der Name des Instruments "Zither", bzw. mittelhochdeutsch auch "Cither". Weitere Schreibweisen waren: Citer, Cithar, Citter, Cythar, Cyther, Cytthar, Siter, Ziethar, Ziter, Zithar, Zütter Zyther, Zitterlein, Zitrinlein, Zitrinchen, Citherlein, Citerlein, Cytherlein, Zitrinlein, Cithrinchen, Citherinchen, Citringen, Cytrinchen, Ziterinchen, Zittrinchen, Zitrinchen, Zittarche, Citharinichen, Cytharingen, Citheringen, Cythringen, Zyterchen, Zythringen.
Die Instrumentenkunde gebraucht die aus dem französischen cistre abgeleiteten Namen Cister, Sister oder, nach den Gesetzen der Lautumbildung vom Französischen ins Deutsche, Zister.

Die Cister hatte in der Renaissance europaweite Bedeutung zunächst in der höfischen Musik, schon bald fand sie aber auch Gebrauch bei fahrenden Sängern und im Volksgesang. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging der Stellenwert der Cister stark zurück, während zur gleichen Zeit die Salzburger Tischzither enorm an Bedeutung gewann. Damit ging der Gattungsname „Zither” von den Kastenhalslauten auf ein Instrument über, das technisch gesehen eine ganz andere Familienzugehörigkeit hat.
Von der Form her ist die Cister ein sehr flexibles Instrument. Es gibt Bauweisen, die der Gitarre ähneln, der Balalaika oder der Mandoline. Es sind sogar Cistern gebaut worden, die die Größe eines Cellos haben. Auf die vielfältigen Modifikationen der typischen Zargenbreiten und Korpusformen im Wandel der Epochen kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden.
Die Thüringer Zither ist traditionell mit durchgesteckten Stimmwirbeln ausgestattet. Bei modernen Waldzithern unterscheidet man zwei verschiedene Stimm-Mechaniken: eine Wirbelmechanik, wie sie auch bei Gitarren und Mandolinen zum Einsatz kommt und eine von C. H. Böhm 1897 in Hamburg eingeführte Fächermechanik. Instrumente mit Wirbelmechaniken werden heute als „Thüringer Waldzithern” bezeichnet, Instrumente mit einer Schraubenfächermechanik als „Hamburger Waldzithern“.
Besaitung
Diskant-Waldzither: g d'd' g'g' h"h" d"d"
Tenor-Waldzither: C gg c'c' e'e' g'g' (= Bergmanns-Stimmung)
Bass-Waldzither: G dd gg h'h' d'd'
Eine Verwandte der Thüringer Zither ist die Harzzither, die jedoch eine eigene Tradition und Bauweise hat. Sie besitzt eine vierchörige Stimmung in D-Dur. Desweiteren gibt es in der Schweiz Halszithern, die wiederum in zwei Hauptformen vorkommen. Die Krienser Halszither stellt als Diskantzither in G-Dur mit ihrem gitarrenförmigen Korpus eine Sonderform dar, die Toggenburger Halszither ist in der Form der Waldzither ähnlicher und wird wie diese in C-Dur gespielt.
Europäische Verwandte der heutigen Waldzither sind die English Guittar des 18. Jahrhunderts, deren größte Innovation die Erfindung der Schraubenstimm-Mechanik durch John Preston darstellt. Instrumente mit dieser Mechanik gelangten über englische Handelsbeziehungen nach Portugal. Die heutige, aus der Fadomusik bekannte Guitarra Portuguesa ist ein Weiterentwicklung der Renaissance-Zister und der English Guittar und hat eine bis heute gepflegte große Virtuosität hervorgebracht.
Cistern wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland fast nur noch in Thüringen und im Harz gebaut und gespielt. Da es heißt, Martin Luther habe die Zither gespielt, wurde die Thüringer Zither im Zuge des Historismus ab ca. 1900 auch als Lutherzither oder Wartburglaute vermarktet. Dass Luther tatsächlich die Zither gespielt hat, lässt sich zwar nicht historisch belegen, es gibt jedoch in seinem Sterbehaus in Eisleben ein ihm zugeschriebenes Instrument, das eindeutig als Cister zu identifizieren ist.

Die Waldzither - die deutsche Cister
Cister in Luthers Sterbehaus
in Eisleben
Inspiriert von der Guitarra Portuguesa nahm der gebürtige Thüringer C. H. Böhm um 1897 in Hamburg instrumentenbauliche Verbesserungen vor, die zu einer Wiedergeburt der alten Thüringer Zither als moderner Waldzither führten. Nach dem Ersten Weltkrieg kam das Instrument auch in anderen Regionen Deutschlands wieder in Mode (in Thüringen v. a. durch den Suhler Hersteller Theodor Heym), was zu einer regen Waldzitherproduktion im Vogtland (Raum Markneukirchen) führte. In den 1920er Jahren entdeckte die deutsche Jugendbewegung die Waldzither als praktisches Instrument für ihre Treffen und Wandertouren, weshalb die Waldzither heute umgangssprachlich auch als „Wandervogel-Instrument” gilt. Die verbandlich organisierten Wandervögel der Vorkriegszeit spielten jedoch zumeist Gitarre oder Laute und nicht die Waldzither.
Die Waldzither war bis in die 1930er Jahre hinein sehr populär - nicht zuletzt im Ruhrgebiet und in Westfalen, wo sie von den Kaufleuten Hermann Plückthun, Robert Epe und Otto Herold als für Kinder leicht zu erlernendes Instrument vermarktet (und mitsamt Schulungskurs verkauft) wurde. Im Zuge der Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten wurde es für die politisch traditionell eher links stehenden, der herrschenden Ideologie gegenüber eher skeptischen Waldzitherspieler schwierig, sich weiterhin wie gewohnt zu treffen, weshalb die gerade entstandene musikalische Tradition nur in begrenztem Maß fortgeführt wurde. Politisch nicht unbedingt gewollt oder gar gefördert, blieb dem Instrument eine noch größere Verbreitung (oder gar Anerkennung als "deutsches Nationalinstrument") verwehrt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es erst einmal still um die Waldzither. Das lag zum einen an dem eher traditionellen Repertoire, das mit dem Instrument assoziiert wurde, und zum anderen an der deutschen Teilung, die die Instrumentenbauer im Vogtland von den hauptsächlichen Abnehmer-Regionen im Westen Deutschlands trennte. Zwar wurden auch in der Bundesrepublik weiter Waldzithern gebaut, jedoch nur in sehr geringem Umfang. In den 1960er Jahren sank die Nachfrage nach Waldzithern gegen Null und die Produktion wurde mehr oder weniger komplett eingestellt.
Ab den 1970er Jahren erlebte die Deutsche Folkmusik in Ost und West eine Renaissance und Gruppen wie Liederjan (Hamburg), Windbeutel (Ost-Berlin) oder Brummtopf (Erfurt) spielten auf alten Instrumenten ihren Folk. Dadurch gelangte die Waldzither wieder ins öffentliche Bewusstsein und es wurden auch wieder Instrumente gebaut, in Mittenwald durch die Firma Gewa, in Suhl durch Hilmar Günther und im Raum Markneukirchen durch die Firma Guriema sowie Christian Sandner.
Auch in der irischen Folkmusik kam die Waldztiher zum Einsatz, zum Beispiel durch Musiker wie Andy Irvine und Mick Hanly. Dies führte unter anderem zu dem Vorschlag, die Waldzither zur Unterscheidung von der Tischzither als "German Bouzouki" zu bezeichnen. Dieser Anglizismus als Name für ein urdeutsches Instrument setzte sich jedoch (zum Glück) nicht durch.
Die von Martina Rosenberger in Zusammenarbeit mit Doris Eckhardt vom Waffenmuseum Suhl und dem Suhler Instrumentenbauer Hilmar Günther 2003 ins Leben gerufenen Cister-Symposien brachten die heute an der Waldzither interessierten Personen erstmals an einem Ort zusammen, führten zu Kontakten in die internationale Musikszene und schufen eine neue Öffentlichkeit für dieses kaum noch bekannte deutsche Zupfinstrument.

Seit seiner Gründung im Jahr 2014 bemüht sich der Verein der Freunde und Förderer der Waldzither um die Erforschung und Wiederbelebung von Bau und Spiel dieses traditionsreichen Instruments. Als vorläufige Krönung dieser Bemühungen wurden im März 2025 Bau und Spiel der Waldzither von der UNESCO in die Liste des immateriellen Kulturerbes Deutschlands aufgenommen.

KONTAKT
Verein der Freunde und Förderer der Waldzither e. V.
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