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Ehrenmitglieder

Doris und Martina mit Urkunden

In besonderer Anerkennung ihrer Verdienste um die Waldzither und/oder den Vereinszweck würdigt der Verein der Freunde und Förderer der Waldzither e. V. Personen mit dem Titel "Ehrenmitglied" und einer Urkunde.

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Waltraud Brinkmann ( 1924 - 2021 )

In Bielefeld geboren und aufgewachsen, hatte Waltraud Brinkmann als junges Mädchen das Mandolinenspiel erlernt. Als sie jedoch ihre Freundin Elfriede eine Hamburger Waldzither spielen hörte (Waltraud ist hier mit dem Instrument ihrer Freundin zu sehen), war sie vom Klang so begeistert, dass sie sich sehnlichst wünschte, ebenfalls eine Waldzither zu haben. Auch wenn es für ihre Eltern finanziell eine große Herausforderung war, schenkten sie ihr Weihnachten 1938 eine solche. Fortan musizierten die beiden Freundinnen gemeinsam; auch unterwegs hatten sie ihre Instrumente oft mit dabei. Während des Krieges spielten sie unter anderem für die verwundeten Soldaten aus den Lazaretten Bielefelds, denen sie manchen musikalischen Wunsch aus ihrer Heimat erfüllten.

In späteren Jahren erfreute Waltraud ihre Familie und ihre Freunde immer wieder mit ihrem Spiel. Zur Eröffnung der Sonder-Ausstellung im Waffenmuseum "Teuflisches Spiel auf Kamee und Cister" im Juni 2015 kam sie sogar noch nach Suhl. Christian Sandner sorgte dafür, dass die durch den intensiven Gebrauch defekten Mechaniken ihres Instruments durch neue ersetzt wurden. Waltraud bleibt uns im Gedächtnis als eine Frau, die über ihr ganzes Leben hinweg die Tradition des Waldzitherspiels gepflegt und dem Instrument mit ihrem täglichen Spiel bis ins hohe Alter hinein die Treue gehalten hat.

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Hilmar Günther ( 1930 - 2015 )

Hilmar Günther erlernte den Tischlerberuf und arbeitete anschließend für einige Jahre als Jagdgewehrschäfter im Simson-Werk Suhl. In Leipzig und Berlin studierte er Kulturwissenschaft und Volkskunde. Ab 1979 war er im Bezirkskabinett für Kulturarbeit Suhl tätig und beschäftigte sich intensiv mit der kulturellen Geschichte Thüringens, woraus auch einige Publikationen entstanden. Dies weckte sein Interesse für die damals fast vergessene Thüringer Waldzither.

Als Autodidakt eignete Hilmar sich die Kunst des Waldzitherbaus in der Tradition der Suhler Instrumentenbauer Friedrich Ludwig Möller (1832-1917) und Theodor Heym (1887-1946) an. Zusammen mit Doris Eckhardt entwickelte er die Idee zu der Sonderausstellung Thüringer Zithern aus drei Jahrhunderten, die 2003 mit Unterstützung von Prof. Andreas Michel und Christian Sandner im Waffenmuseum Suhl gezeigt wurde.

Di
e Initiative Martina Rosenbergers, zur Ausstellung ein Symposium über die Cister in Suhl abzuhalten, unterstützte Hilmar mit seinem großen Fachwissen. Seine Kenntnisse im Instrumentenbau gab er mit Freude an die nachfolgende Generation weiter; seine Cisternwerkstatt wird nun von Matthias Wiewiorra in der ehemaligen Kapelle in Suhl-Heinrichs fortgeführt.

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Herbert Grünwald ( 1941 - 2012 )

Herbert Grünwald war den Cister-Symposien von Anfang an eng verbunden. Er hat 2003 durch die Leihgabe zahlreicher Instrumente aus seiner schier unerschöpflichen privaten Instrumentensammlung maßgeblich zum Gelingen des ersten Waldzither-Symposiums beigetragen.

Auch in späteren Jahren half er immer wieder mit Leihgaben aus. Der Höhepunkt war 2011 die Sonderausstellung von Zistern aus seiner privaten Sammlung im Suhler Waffenmuseum, die Herbert leider aus Krankheitsgründen nicht mehr selbst erleben konnte.

Alle, die den Ur-Bayern vor seinem Tod 2012 kennenlernen durften, werden ihn nicht nur als wandelndes Instrumentenlexikon, sondern auch als sehr gastfreundlichen und lebensfrohen Menschen in Erinnerung behalten - so zum Beispiel, wenn er am späteren Abend eines Cister-Symposiums gerne mal die Mundharmonika zückte und alle mit seinem gekonnten Spiel darauf zu begeistern wusste.
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Rüdiger Letzsch ( 1952 - 2024 )

Rüdiger Letzsch aus Stadtroda gehörte viele Jahre zu den engagiertesten Teilnehmern der Cister-Symposien wie auch unseres Vereins. In seinem Trio RüPeLo spielte er als Autodidakt seit den 1990er Jahren Waldzither. Die Lieder der Gruppe sind im heimischen Thüringen angesiedelt und erzählen auf feinfühlige und poetische Weise Alltagsgeschichten, die jeder versteht. Auch bei unseren Symposien erfreute und berührte Rüdiger uns mit seinen tiefsinnigen Eigenkompositionen und Umdichtungen bekannter Stücke. So wurde zum Beispiel aus "Start me up" von den Rolling Stones "Der Lack ist ab" - eine humorvolle Meditation über das Älterwerden.

Mit seiner leisen, aber zugleich herzlichen und gewinnenden Art gelang es Rüdiger immer wieder, Menschen zusammenzubringen. So war er zum Beispiel der Gründer das Waldzither-Stammtischs in Jena, und noch im Februar 2024 holte er mit dem Organisieren eines Konzerts im Jenaer KUBUS sieben Waldzitherspieler auf die Bühne und setzte damit einen Impuls für die Wiederbelebung des Instruments.


Aus Rüdigers Vermächtnis hat seine Frau Heide unserem Verein eine großzügige Zuwendung von mehreren hundert Euro für ein Projekt zur Jugendarbeit zugesagt - was ganz in seinem Sinne gewesen wäre. Der Verein ist gerade auf der Suche nach einem geeigneten Projekt.

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Stefan Schmidt ( 1975 - 2022 )

Stefan Schmidt kam zu den Cister-Symposien buchstäblich wie die Jungfrau zum Kind. Sein Freund und musikalischer Weggefährte Norbert Feinendegen hatte im Frühjahr 2007 eine Waldzither erstanden und ihm erzählt, dass es im Herbst ein Waldzither-Symposium in Suhl geben werde. Spontan beschlossen die beiden, am Symposium teilzunehmen - und das, obwohl Stefan weder ein Instrument besaß, noch bisher einen Ton auf der Waldzither gespielt hatte. Seine Neugier und seine Offenheit für Neues reichten aus, den weiten Weg aus dem Rheinland nach Thüringen auf sich zu nehmen, um dieses ihm bisher völlig unbekannte Instrument kennenzulernen.

Seitdem gab es für Stefan kein Zurück: Angeregt durch die in Suhl präsentierte Vielfalt an Spielmöglichkeiten begann er, sich das Slide-Spiel auf der Waldzither beizubringen und gab bei späteren Symposien auch regelmäßig Workshops dazu. Sein Slide-Spiel ist (zusammen mit seinem höchst kompetenten Bass-Spiel) auf den CDs seines gemeinsam mit Norbert betriebenen Akustikprojektes With Four Hands zu hören.

Die aufwändige Aufgabe der Organisation der Workshops bei den Symposien übernahm Stefan ebenfalls, auch trat er mit Norbert und weiteren Teilnehmern stets bei den Konzerten auf. Die zum Teil spontan zusammengestellten Gruppen taufte er mit dem ihm eigenen Humor auf Namen wie "Los Cisternos" oder "Hopfenblütenquartett".

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Christian Sandner

Als jahrelang einziger Instrumentenbauer im Vogtland, der noch (bzw. wieder) Waldzithern baute und restaurierte, war Christian mit seinem handwerklichen Können, seinem historischen Wissen und nicht zuletzt seiner Leidenschaft für die Waldzither einer der Wegbereiter unseres Vereins.

In der Instrumentenbauerstraße des Tanz- und Folkfestes Rudolstadt hatte er einen besonderen Standnachbarn gehabt: Hilmar Günther, den Waldzitherbauer aus Suhl. Die beiden Brüder in Sachen Liebe zur Waldzither freundeten sich schnell an. Diese Freundschaft war die Keimzelle, aus der - unter tatkräftiger Unterstützung von Doris Eckardt und Martina Rosenberger - das erste Cister-Symposien in Suhl und später die Gründung unseres Vereins hervorging.


Wann immer jemand ihn auf einem Symposium um Ersatzteile oder Rat zu seinem Instrument fragt: Christian ist bis heute stets hilfsbereit und hat schon so manche als hoffnungsloser Fall abgetane Waldzither wieder zum Klingen gebracht. Als Mitglied des Vorstands hat er es über viele Jahre hinweg auf sich genommen, für jede Vorstandssitzung aus Erlbach nach Suhl zu kommen, um die Sitzungen mit seinem Sachverstand und seinem Humor zu bereichern.

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Hartmut Wiktor

Hartmut Wiktor kam über Doris Eckhardt vom Waffenmuseum Suhl zu den Cister-Symposien. Obwohl er selbst bis heute weder die Waldzither noch ein anderes Zupfinstrument spielt, war er als heimatkundlich interessierter Thüringer neugierig, als Doris ihm von den Symposien erzählte.

Im Herbst 2011 erschien - pünktlich zum 5. Cister-Symposium - das von ihm verfasste Büchlein "Die Cister in Suhl. Geschichte und Geschichten eines Musikinstrumentes" ("Kleine Suhler Reihe" Nr. 34). Das reich bebilderte Büchlein skizziert die Geschichte der Cister im Allgemeinen und besonders in Suhl und stellt die drei Waldzitherbauer Friedrich Ludwig Möller, Theodor Heym und Hilmar Günther vor.

Hartmut ist auch Vereinsmitglied der ersten Stunde. Er übernahm von Beginn an einen Großteil der administrativen Arbeiten, die im Verein anfallen, auch kümmert er sich um nahezu die gesamte Korrespondenz des Vereins. Dankenswerterweise nahm er schon mehrmals wieder Abstand von seiner Idee, die zeitaufwändige Arbeit im Vorstand zu beenden und seinen wohlverdienten Ruhestand zu genießen.
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Doris Eckhardt

Aufgewachsen in Neustadt am Rennsteig, war Doris mehrere Jahrzehnte als Museumspädagogin im Waffenmuseum Suhl tätig. Im Magazin des Museums fand sie einige Instrumente, deren Namen niemand kannte. Sie fragte bei Hilmar Günther nach und er erzählte ihr begeistert von der Thüringer Waldzither. Die beiden beschlossen, 2003 im Waffenmuseum eine Ausstellung zu Thüringer Zistern zu zeigen, bei der Prof. Andreas Michel und Christian Sandner sie unterstützten. Hilmar stellte die Verbindung zu Martina Rosenberger her, die mit großer Leidenschaft die Waldzither erforschte. Daraus entstand das erste Waldzither-Symposium.

Nachdem die Organisation der Symposien vor Ort fast allein in ihrer Hand gelegen hatte, gründete sich zu ihrer Freude 2014 in Suhl der Verein der Freunde und Förderer der Waldzither. Bereits 2013 lernte Doris den Musikethnologen Prof. Tiago de Oliveira Pinto, Mitglied der deutschen UNESCO-Kommission, kennen. Er regte an, dieses Instrument in die Liste des Immaterielle Kulturerbes der UNESCO aufnehmen zu lassen. Dieser Wunsch ging 2025 in Erfüllung.

Doris gestaltete im Waffenmuseum mehrere Sonderausstellungen zur Cister, organisierte Kinderkonzerte und überzeugte viele Musiker vom Spiel der Thüringer Waldzither. Wusste vor 20 Jahren kaum jemand, was eine Waldzither ist, so kennt heute fast jedes Kind in Suhl dieses Instrument. Nach über 42 Jahren museumspädagogischer Arbeit ging Doris im Mai 2025 in den wohlverdienten Ruhestand.
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Martina Rosenberger

Die Entstehung der Cister-Symposien in Suhl wie auch die Entstehung unseres Vereins wäre ohne das persönliche Engagement von Martina Rosenberger undenkbar gewesen. Martina hatte sich als Jugendliche mit der Waldzither ihres Vaters beschäftigt und nahm diese nach einer längeren Pause Anfang der 2000er Jahre wieder zur Hand, um mit ihren Kindern zu musizieren. Über das Internet stieß sie auf erste Ansprechpartner und begann eine intensive Recherche zu Spiel und Geschichte der Waldzither. Diese führte sie zu Fachleuten wie Dr. Josef Focht, dem Sammler Herbert Grünwald und Prof. Andreas Michel. Aus ihren Recherchen entstanden die beiden spannenden Waldzither-Puzzle, die auf dieser Website kostenfrei verfügbar sind.

Die Teilnahme am Instrumentenbau-Symposium zu Gitarre und Zister in Michaelstein im November 2001 inspirierte Martina, ein eigenes Symposium mit Schwerpunkt Waldzither zu organisieren. Die Kooperation mit Doris Eckhardt vom Waffenmuseum Suhl ermöglichte 2003 die Ausrichtung des ersten Symposiums, das über 50 Teilnehmende aus dem gesamten deutschsprachigen Raum anzog. Trotz großer finanzieller und organisatorischer Belastung gelang es Martina, alle zwei Jahre Symposien durchzuführen und dafür Experten wie Gregory "Doc" Rossi und Prof. Pedro Cabral nach Suhl zu holen.

Durch die Gründung des Vereins der Freunde und Förderer der Waldzither im Janaur 2014 verteilte sich die Organisation der Symposien auf mehrere Schultern und konnte langfristig gesichert werden. Martinas Herzensprojekt Cister-Symposien hat sich seitdem als wichtige Plattform zur Pflege, Forschung und Weitergabe der Waldzithertradition etabliert.
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Prof. Lutz Wille

Lutz Wille, geb. 1939, wuchs in Halberstadt im Harz auf und legte dort das Abitur ab. Er studierte Medizin in Berlin, Heidelberg und Erlangen und war von 1976-2004 Professor für Pädiatrie am Klinikum der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg.

Seit 1990 setzt sich Prof. Wille in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen für den Erhalt und die Förderung der Harzer Volkskultur ein (Schwerpunkte: Volksmusik und niederdeutsche Sprache). Aus diesem Engagement gingen zahlreiche Publikationen zu Themen der Harzer Volkskultur sowie heimatkundliche Ausstellungen, Vorträge und Rundfunkbeiträge hervor. 1999 initiierte Prof. Wille die in zwei Katalogbänden dokumentierte Ausstellung "Die Harzzither", die vom NDR auch in der Sendereihe "Musikland" präsentiert wurde. 2025 erschien sein Buch "Die Harzzither - Musikkultur in ungebrochener Tradition". In Vorbereitung ist der Band "Werner Oelze – ein Harzzitherbauer in Braunlage/Harz".

In den letzten Jahren hat sich Prof. Wille intensiv um die Anerkennung der Harzzither als immaterielles Kulturerbe Deutschlands bemüht. Diese Bemühungen mündeten 2023 in einem gemeinsam mit unserem Verein eingereichten UNESCO-Antrag auf Anerkennung von Bau und Spiel der Waldzither als "Beispiel guter Praxis". Im März 2025 erfolgte die beantragte Aufnahme in die Liste des immateriellen Kulturerbes Deutschlands.
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