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Informationen zur Waldzither

Kreis von Waldzithern von Norbert Feinendegen

Was habe ich für ein Instrument?

Viele Leute, die heute von irgendwoher an eine Waldzither kommen (sei es vom Speicher der Großeltern, aus einer Internet-Auktion oder vom Trödelmarkt), stehen erst einmal vor der Frage: Was ist das überhaupt für ein Instrument? Der erste Schritt besteht also darin, das betreffende Instrument als eine Waldzither zu identifizieren. 

Dafür ist die Zahl von 9 Saiten (selten auch mal 10, 12, 13 oder 14) ein erstes sicheres Indiz. Dazu kommt die Anordnung der Saiten in fünf Chören mit vier Doppelsaiten und einer einzelnen Bass-Saite (bei 10-saitigen Böhm-Instrumenten ist die Bass-Saite doppelt). Diese Bass-Saite wird bei sehr alten Thüringer Modellen manchmal neben dem Griffbrett hergeführt; die 14-saitigen Waldzithern von Theodor Heym haben eine weitere solche freischwingende Bass-Saite.

Thüringer Waldzithern

Typisch für Waldzithern als Vertreter der Familie der Cistern ist auch die untenständige Befestigung der Saiten (nicht wie bei Gitarren auf der Decke des Instruments, sondern am Zargen) und der bewegliche, nur durch den Druck der Saiten in seiner Position gehaltene Steg. Ist dieser Steg aus Glas, so ist auch dies ein sicheres Indiz dafür, dass man es mit einer Waldzither zu tun hat. Bisher wurde noch kein anderes Zupfinstrument gefunden, das ebenfalls werksseitig mit einem Glassteg ausgestattet gewesen wäre.

Glasstege sind neben der (auf dem Bild ganz oben zu sehenden) Fächermechanik ein Charakteristikum der von C. H. Böhm 1897 eingeführten soganannten Hamburger Waldzither. Manchmal findet man solche Glasstege auch auf Thüringer Waldzithern, diese weisen aber zumeist Stege aus dunklem Hartholz auf, und dazu klassische Wirbelmechaniken, wie sie in der Produktion von Zupfinstrumenten im Vogtland bereits im 19. Jahrhundert Einzug hielten. Ganz alte Thüringer Waldzithern weisen noch einfache Steckwirbel auf oder (wie die von Friedrich Ludwig Möller und einige der von Theodor Heym in Suhl gefertigten Instrumente) mit einem Stimmschlüssel zu bedienende Stifte aus Metall.

Traditionell besitzen Cistern einen flachen Boden (s. unten a.), im 20. Jahrhundert begann man aber im Vogtland, auch Waldzithern nach dem Vorbild portugiesischer Mandolinen (bzw. Mandolen) mit Zargen und leicht gewölbtem, aus einzelnen Spänen zusammengesetztem Boden herzustellen (s. unten b.). Waldzithern mit Muschel und ohne Zargen nach dem Vorbild klassischer Mandolinen gibt es bis auf ganz wenige eher experimentelle Ausnahmen (s. unten c.) nicht.

Böhm-Waldzither von hinten
Plückthun-Waldzither von hinten
Steffi Thoss mit Schallfang-Waldzither

a. Böhm-Waldzither

b. Plückthun-Waldzither

c. Steffi Thoß mit Schallfang-Waldzither

Eine erste gut dokumentierte Orientierung über die vielfältigen Bauformen historischer Zistern liefert der Katalog der Sonderausstellung von Zistern aus der Sammlung von Herbert Grünwald im Waffenmuseum Suhl (2011).

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Für die von der Firma Böhm in Hamburg zwischen 1897 und 1941 gefertigten Instrumente sind die Kataloge von 1912 und 1926 eine erste Informationsquelle.  Wer darüber hinaus noch mehr über sein Böhm-Instrument erfahren will (z. B. über sein Alter oder bauliche Spezifikationen), der sei auf Norbert Feinendegens Website über die Waldzithern von C. H. Böhm verwiesen. Über die von der Firma GEWA von 1941 bis in die 1960er Jahre hinein gebauten "Original Böhm-Waldzithern" informiert eine eigene GEWA-Seite.

Eine sehr gute Übersicht über die im Vogtland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebauten Waldzithern bietet die Zusammenstellung von Abbildungen aus alten Händlerkatalogen, die Prof. Andreas Michel zusammengestellt hat. Klickt man auf die einzelnen Abbildungen, so öffnet sich jeweils eine Seite mit weiteren Informationen zu dem betreffenden Instrument.

Waldzithern in Katalogen vogtländischer Händler

Eine Dokumentation der im Westen Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg gebauten Waldzithern hat Rudi Roth zusammengestellt.

Weitere Informationen über historische Instrumente (z. B. über die in Suhl gebauten Instrumente von F. L. Möller und Th. Heym) findet man in den auf unserer Seite zur Geschichte der Waldzither verlinkten Dokumenten. Wer bei der Identifizierung seiner Waldzither überhaupt nicht weiterkommt, kann uns auch eine E-Mail mit Fotos seines Instruments schicken. Wir helfen dann - soweit möglich - gerne weiter.

Waldzithern von Eicke-Matthias Rost
Die Möglichkeit, sich über Themen rund um die Waldzither auszutauschen sowie Fragen zum eigenen Instrument zu stellen bietet sowohl die Facebook-Seite unseres Vereins als auch die stärker international ausgerichtete Facebook-Seite der Waldzither-Enthusiasten.

Dokumente mit Informationen zur Konstruktion einer Waldzither:

Jahnel, Die Gitarre und ihr Bau

1996
Franz Jahnel

Die Gitarre und ihr Bau
(6. Auflage)
Heyde

1989

H. Heyde

Historische Musikinstru-mente der Staatlichen
Reka-Sammlung im Bezirksmuseum Viadrina Frankfurt /Oder (Katalog)
Patent von C. H. Böhm

 Februar 1914

C. H. Böhm

Patent auf eine Waldzither mit Hals aus Aluminium
Hensel

2012
David Hensel

Zister mit am Unterstock befestigter Schrauben-mechanik
1929 Böhm-Katalog

Katalog der Firma Böhm (Oktober 1926)

Kinderbuch von Sabine Nitsche: Emil und die Waldzither
Wie kam die Waldzither nach Thüringen?

Man hat als Großeltern die Aufgabe, an seine Enkel weiterzugeben, was einem selbst wichtig ist. Dieses Büchlein soll dazu beitragen, dass die nachfolgende Generation etwas über die Thüringer Waldzither erfährt und das Instrument nicht in Vergessenheit gerät.
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Da es bisher kein Kinderbuch über die Waldzither gab, hat Sabine Nitsche 2022 die Geschichte "Emil und die Waldzither" ersonnen. Ihr Enkel Emil, ein kleiner Wichtel, den dieser über alles liebt, viele Waldzithern in ihrem Wohnzimmer und die Frage „Was ist denn das für eine komische Gitarre?“ waren der Ausgangspunkt für dieses Buch.
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Die Geschichte richtet sich nicht nur an Kinder, sondern lädt ein zu einem gemeinsamen Leseerlebnis für Jung und Alt. Es soll zum Lesen, Diskutieren und Erklären, zum Nachforschen und zur Beschäftigung mit Musikinstrumenten anregen. Das Buch ist aber auch eine Einladung zum gemeinsamen Musikhören, ist ihm doch eine CD mit in die Geschichte integrierten Musikstücken beigefügt. Eingespielt wurden die Stücke von Sabine und ihrem Mann Heiko auf Waldzither und Maultrommel.

Das Büchlein ist zu beziehen über
Sabine Nitsche
und kostet 15,- € (plus Versand).
Fotos Kinderbuch Sabine Nitsche
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